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Projekte

Start des Kompetenz- und Koordinationszentrums Polnisch ist für Januar 2020 vorgesehen mit der Eröffnung der Emil-Krebs-Ausstellung im Lichthof des Auswärtigen Amtes sowie einer Sondernummer der Zeitschrift Polski w Niemczech / Polnisch in Deutschland.

Projekt I

Symbolischer Schirmherr des zweiten Themenhefts von Polski w Niemczech / Polnisch in Deutschland ist Emil Krebs (1867-1930), deutscher Diplomat, Dolmetscher und Übersetzer. Aus Anlass der Erinnerung an Emil Krebs fragen wir nach der Bedeutung der polnischen Sprache in der Region, aus der er stammte. Diese Frage verorten wir in einem breiteren europäischen Kontext.

Mehrsprachigkeit ist in der Europäischen Union Tatsache und deklarierter Wert zugleich. Dennoch sind wir weit entfernt vom gleichen Status der Sprachen. Deutlich ist die Asymmetrie zwischen den osteuropäischen und westeuropäischen Sprachen, die ihren Ausdruck u.a. in der An- und Abwesenheit der Sprachen an Schulen und Universitäten findet. Gleichzeitig brachten die letzten Jahre eine Reihe von Ideen hervor, wie diese Asymmetrie wenn nicht überwunden, so doch wenigstens „umgangen“ werden könnte.

Die Politik schlägt das Modell „1 + 2“ vor also das sog. „Barcelona objective“, demnach die EU-Bürger/innen neben der Muttersprache zwei Fremdsprachen beherrschen sollten. In der Didaktik werden Teilkompetenzen aufgewertet ebenso wie die „passive“ Sprachenkenntnis, es wird auf die Verbindung von Sprach- und Fachunterricht hingewiesen, z.B. im Rahmen des Content and Language Integrated Learning (CLIL), Mehrsprachenkurse werden angeboten. Unterschiedliche didaktische Instrumente kommen zum Einsatz im Unterricht in den Muttersprachen, in heritage languages, Herkunftssprachen, Fremdsprachen, Nachbarsprachen, Sprachen im internationalen Jugendaustausch, Fachsprachen usw. In dieser Vielfalt der Zugänge hat das Polnische seinen Platz, den es jedoch noch nicht ausfüllt. Über die Strategien zur Verbesserung der Stellung der polnischen Sprache gibt es keine Klarheit. Wir laden zur Diskussion ein.

Projekt II

Der Jurist und Diplomat Krebs war ein weltweit herausragender Vielsprachler. Für das Auswärtige Amt war er von 1893 bis zu seinem Tode 1930 tätig, davon fast ein Vierteljahrhundert bis 1917 als Dolmetscher und Übersetzer bei der deutschen Kaiserlichen Gesandtschaft in Peking. Im Sprachendienst des Auswärtigen Amts (ab 1922) war er befähigt, aus über 40 Fremdsprachen amtlich zu übersetzen. Kommunizieren konnte er in 68 Sprachen. Im Jahr 2004 untersuchte Frau Prof. Dr. Katrin Amunts (Hirnforschungsinstitut Jülich) Krebs’ 1930 entnommenes Gehirn erneut. Ergebnis: „Krebs war ein Sprachengenie“. Seine über 100 Sprachen umfassende Privatbibliothek erwarb 1932 die Nationalbibliothek der Vereinigten Staaten von Amerika (Library of Congress Washington D.C.).
Die Ausstellung befasst sich mit dem Leben und Wirken dieses Ausnahmemenschen. Zitate, Anekdoten und Bilder des damaligen Chinas, Einblicke in die Personalakte, akustische Sprachbeispiele und vieles mehr beleben die Darstellung.

Über uns

Der Status der polnischen Sprache in Deutschland kann nur dann verbessert werden, wenn sie als eigenständiger Bereich der Kulturpolitik verstanden und mit geeigneten Instrumenten gefördert wird. Heute bedarf es vor allem einer Einrichtung, die sich der Verbreitung und Popularisierung der polnischen Sprache in Deutschland annimmt. Diese Aufgaben müssen fachlich, institutionell und finanziell untermauert werden.

2020 soll das Kompetenz- und Koordinationszentrum Polnisch seine Arbeit aufnehmen und die vorhandenen Initiativen zur Vermittlung der polnischen Sprache unterstützen sowie miteinander vernetzen (auf Landes- und kommunaler Ebene wie im zivilgesellschaftlichen Bereich). Seine Tätigkeit wird sich auf vier Bereiche verteilen:

  • Bündelung der Kompetenzen d.h.: Monitoring der Sprachpolitik und Expertise, Initiierung gemeinsamer Projekte, Förderung des fachwissenschaftlichen Austausches, Weiter- und Fortbildung der Polnischlehrkräfte, Erarbeitung und Veröffentlichung von Kursprogrammen und Unterrichtsmaterialien, Herausgabe eines Newsletters/Fachzeitschrift, Betreuung eines Internet-Portals, Durchführung von Konferenzen, Kongressen, Seminaren usw.
  • Koordination: Koordination zwischen nichtwissenschaftlichen Akteuren der Sprachvermittlung, systematische Beratung und Vernetzung der vielen zivilgesellschaftlichen Bildungsinitiativen und Einführung neuster didaktischer Standards, Schulungen im Bildungs- und Projektmanagement für die polnischen Bildungsvereine, Einbindung des Polnischen als Herkunfts- und Fremdsprache in das deutsche Bildungssystem, Erarbeiten der Rahmenpläne, Curricula, Abituranforderungen etc.
  • Öffentlichkeitsarbeit: Popularisierung der polnischen Sprache in der fachlichen und auch in der breiten Öffentlichkeit mithilfe einschlägiger Veranstaltungen wie Fremdsprachentage, Sprachmessen, Sprachwettbewerbe oder Kongresse der Fachverbände; Zusammenarbeit mit möglichst vielen Kooperationspartnern, Publikationen, Medienkampagnen usw.
  • operative Umsetzung wie z.B.: Errichten einer Anlaufstelle für die polnischen staatlichen Zertifikatsprüfungen, spezielle und anspruchsvolle Kurse, in erster Linie Polnisch-Kurse für berufliche Zwecke (für Wirtschaftsfachkräfte, medizinisches Personal, Polizei, Diplomaten, Manager usw.).

Für den Standort des Zentrums wurde Görlitz, eine Stadt an der deutsch-polnischen Grenze gewählt, was eine erleichterte Zusammenarbeit mit polnischen Partnern ermöglicht und der Stärkung des grenznahen Raumes zu Gute kommt.

Partner

Das Kompetenz- und Koordinationszentrum Polnisch entsteht auf Initiative der Bundesvereinigung der Polnischlehrkräfte. Unsere Partner sind:

Auswärtiges Amt

Sächsische Landesregierung

Stadt Görlitz

Träger

Das Kompetenz- und Koordinationszentrum Polnisch wird von der Emil-Krebs-Stiftung für Polnisch und Mehrsprachigkeit getragen.

Emil Krebs (1867-1930), in Freiburg bei Schweidnitz/Świdnica geboren, war ein deutscher Diplomat, Sinologe, Dolmetscher und Übersetzer. Er beherrschte mindestens 64 Fremdsprachen (darunter alle Sprachen der heutigen EU). Seinem Arbeitgeber, dem Auswärtigen Amt in Berlin versicherte er 1922, dass er aus 34 Sprachen „korrekte Übersetzungen ins Deutsche liefern“ könne. Seine Privatbibliothek umfasste Schriften in 111 Sprachen.

Die Stiftung fördert die polnische Sprache in Deutschland und Europa und – im Geiste ihres polyglotten Namensgebers – die Vielsprachigkeit allgemein. Sie will den Blick auf Sprache als einen wichtigen Schlüssel zum Verstehen anderer Kulturen schärfen und dazu beitragen, sprachliche Hürden im Verständnis der Menschen untereinander abzubauen. Im deutsch-polnischen Kontext verfolgt sie das Ziel:

  • die Kenntnis der polnischen Sprache in Deutschland zu verbreiten und die Verständigung mit dem Nachbarland Polen zu fördern,
  • einen Beitrag zur europaweiten und partnerschaftlichen Verständigung zu leisten,
  • vorhandene Polnisch-Aktivitäten zu sammeln und mit zusätzlichen Impulsen zu versehen,
  • den föderalen Strukturen in Deutschland attraktive Angebote zu machen.